Die 208 Seiten des Buches enthalten Lina’s ganz individuelle Geschichte: von einem kurzen Einstieg in die Welt der Disney-Prinzessinnen und den damit transportierten Rollenklischees, welchen sie nicht entsprechen wollte, über Schul- und diverse Studienzeiten in Berlin und Hamburg bis hin zum Hier und Jetzt in Südafrika. Begleitet wird dieser Prozess stets von Frauen, den 30 Women, welche positiv wie negativ Einfluss genommen haben.
Da ist beispielsweise die, mit welcher sie hinter der Schulbank die ersten Geheimnisse teilte. Weiterhin werden ihre Vorbilder Jane Goodall, Yusra Mardini, Chimamanda Ngozi Adichie, Gesa Neitzel und Chelsea Kauai im Buch porträtiert. Aber auch die, von der sie manipuliert wurde sowie toxische Freundinnenschaften und sogenannte „frenemys“ (friend + enemy) werden beschrieben und damit einhergehend Fragen zu Lina‘s eigenem Verhalten und welche Art Freundin sowie Safe Space für weiblich gelesene Personen sie eigentlich selbst sein möchte. Thematisiert wird auf diese Weise auch jugendliche und internalisierte Misogynie, um bloß nicht „so“ zu sein und sich von anderen Frauen, ihrem Verhalten, ihren Eigenschaften abzugrenzen als seien für gewöhnlich männlich klassifizierte Eigenschaften bzw. Stereotype wertiger, was die Unterordnung von weiblich gelesenen Personen in patriarchale Strukturen befeuert.
Der Inhalt ist hauptsächlich in der Ich-Form verfasst. Stellenweise lässt Lina Mallon die Lesenden aber mit Hilfe von Dialogen in die Szenen ihrer Vergangenheit abtauchen. Im letzten Drittel schafft die Autorin Raum für die Gedanken der Lesenden in Form einer kleinen Reflexionsübung zur Frage: worin bist du gut? Auch für den Rückblick in die eigene Vergangenheit sowie das bisher Erreichte, auf das wir Frauen oftmals zu wenig stolz sind, ist Platz. Die Aufgaben zum Füllen der Leerseiten regen dazu an, das Buch und Lina’s Geschichte nicht nur passiv zu konsumieren, sondern sich selbst aktiv mit den eigenen Stärken auseinanderzusetzen. Ein, vielleicht richtungsweisender, kleiner Impuls. Ganz ähnlich schließt das Buch auch ab – nämlich mit 31 Zeilen. In diesen Zeilen ist Platz für 30 Frauen, von welchen die Leser*innen bis dato begleitet wurden sowie eine Extrazeile für sich selbst und die Frau, die man ist, sein möchte oder vielleicht auch noch gar nicht kennt.