In dem Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt, und in ihrer Nachbarschaft kennt Agnes jeden Winkel. Ob Gerüche und Geräusche, die beste Springpfütze, die Schaukel vor dem Haus, die Nachbar*innen mit ihren Eigenheiten – Agnes liebt ihr Umfeld und das damit verbundene „Zuhausegefühl“. Als die gleichaltrige Anna in dasselbe Haus zieht, verändert sich für Agnes vor allem ihre Gefühlswelt. Sie nimmt ihr Zuhause plötzlich ganz anders wahr. Auf die anfängliche Freude über ein weiteres Kind folgt die Enttäuschung darüber, dass das neue Mädchen ohne Agnes‘ Zutun und ihre besten Ratschläge auf Erkundungstour geht. Anna lebt sich ein, entdeckt ihre eigenen Geheimnisse und Agnes ist traurig.
Der Textanteil auf den quadratischen Seiten ist gering. Dennoch werden Stimmungen und Gefühle mit Hilfe der ganzseitigen Illustrationen angemessen transportiert. Mit den freundlich gestalteten Protagonist*innen, detailreichen Szenen und schönen Mustern in gedeckten, harmonischen Farben gelingt ein Abtauchen und Einfühlen in die Geschichte. So lässt man sich beim Betrachten dazu einladen, auch über die eigenen Gefühle zu sprechen: Wie fühlt sich Freude an? Wie Enttäuschung? Wie Neid? Wie äußern sich diese Gefühle? Zu welchem Verhalten führt Agnes‘ Angst vor Veränderung und dem vermeintlichen Verlust ihrer Geheimnisse? Und wie viel Magie liegt in einem einzigen Moment der Offenheit und des Händereichens, in dem eine Handvoll Freundschaft entsteht?
Die berührende Geschichte endet mit einem Miteinander in vertrauter Umgebung und ganz eigenen Geheimnissen. Sie verdeutlicht, dass Neues keine Angst oder Ablehnung auslösen muss, sondern eine Bereicherung darstellen kann.