Max Reschke: Genau, es geht um eine Wildbiene, die halt auf eine bestimmte Fläche angewiesen ist. Zum Thema Insekten, die nicht so vielfältig angepasst sind wie die Honigbiene, sondern wirklich sich spezialisiert haben – da gibt es ein schönes Beispiel.
Wenn man mal den gesamten Verlauf nimmt wie kleine Einflüsse in die Natur, in die landwirtschaftliche Flur Insekten beeinträchtigen, dann haben wir das Thema mit der Mohn-Mauerbiene. Die Mohn-Mauerbiene ist ein wahnsinnig interessantes Insekt. Kurz zusammengefasst: es gibt eine Fläche, dort ist der Mohn immer mal da und der Mohn braucht meistens einen relativ mageren Boden. Das heißt, wenn man sich so anschaut, wo er meistens wächst, dann ist das in der Regel am Feldrand. Einmal weil dort natürlich am wenigsten Pestizide hinkommen, also Pflanzenschutzmittel, die dafür sorgen, dass Unkräuter weniger vorhanden sind aber auch weil dort Düngemittel nicht ganz hinkommen. Wenn eine Fläche gedüngt wird und der Nährstoffgehalt in der Fläche steigt, dann haben bestimme Pflanzen dort einfach nicht mehr die Grundlage, die sie brauchen, um zu wachsen, weil es dort zu nährstoffreich ist. Sie kommen einfach im nächsten Jahr nicht wieder.
Und wenn wir uns die Mohn-Mauerbiene nehmen, das ist eine Biene, die darauf angepasst ist, die Blüten des Mohns zu nehmen, die abzuknabbern, und daraus in einem Erdloch die Kinderstube für ihre Larven zu basteln. Wenn diese Mohn-Mauerbiene nun also keine Mohnblüten mehr findet, aus denen sie diese Kinderstube basteln kann, dann gibt es für sie auch keine Möglichkeit, sich weiter fortzupflanzen. Das heißt, durch einen Eingriff, der dafür gesorgt hat, dass eine bestimmte Blüte nicht mehr wächst, wurde die gesamte Fortpflanzungsgrundlage eines Insektes vernichtet, das sich nun nicht mehr weiterentwickelt und im nächsten Jahr aufgrund der fehlenden Weiterentwicklung auch nicht mehr existiert.
Das ist ein kleines Beispiels von ganz vielen. Das geht aber im Hunderttausendfachen vielfältiger Ausprägung weiter und wir müssen uns als Menschen wirklich die Gedanken machen, wie wir das stoppen wollen, ob wir das stoppen wollen und da gehört mittlerweile nicht mehr dieser Naturschutz auf Sparflamme in Form von Blühstreifen dazu. Sondern da gehört ein grundlegend anderes Denken dazu, wie Landwirtschaft anders ausschauen kann und nicht nur Landwirtschaft, sondern wie allgemein Vielfalt aussehen kann, denn Stadtfläche ist auch nicht zu unterschätzen, da ist auch wahnsinnig viel los.